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Klinische Bewertungen von Medizinprodukten: Von der Planung bis zur Dokumentation!

Klinische Bewertung (12)
9. Aug. 2023
8 minutes read

Die klinische Bewertung ist das Schlüsselelement zum Nachweis der Sicherheit und Leistungsfähigkeit von Medizinprodukten. Daher ist es von zentraler Bedeutung, dass Medizinproduktehersteller einen tiefgehenden Einblick in den Prozess der klinischen Bewertung haben und angemessene Ressourcen bereitstellen, um sicherzustellen, dass ihre Produkte den strengen Sicherheits- und Leistungsstandards gerecht werden. Doch was sind klinische Bewertungen genau? Wozu dienen sie und welchen gesetzlichen Vorgaben und regulatorischen Hürden unterliegen sie? Die Antworten auf diese Fragen erfahren Sie in diesem zweiten Artikel unserer Serie „Klinische Entwicklung von Medizinprodukten“.

Klinische Bewertungen sind das Herzstück jeder Technischen Dokumentation, da sie maßgeblich die Sicherheits- und Leistungsanforderungen zusammenfassend nachweisen. In jüngster Vergangenheit wurden die Anforderungen, wie wir bereits in unserem vorherigen Artikel ausführlich dargelegt haben, aufgrund zahlreicher Skandale und Warnbriefe verschärft. Dies hat zum Ziel, die Sicherheit und Leistungsfähigkeit von Medizinprodukten stringenter zu gestalten und effektiver zu überwachen. Allerdings bedeutet diese Weiterentwicklung auch, dass Hersteller von Medizinprodukten mehr Zeit, Mühe und Ressourcen in die Planung, Erhebung und Bewertung der klinischen Daten investieren müssen.

Zur angemessenen Planung und umfassenden Dokumentation der klinischen Bewertung sind ein sorgfältig ausgearbeiteter klinischer Bewertungsplan (Clinical Evaluation Plan, CEP) sowie ein detaillierter Bericht über die klinische Bewertung (Clinical Evaluation Report, CER) von essentieller Bedeutung. Diese beiden Dokumente sind für sämtliche Produktklassifizierungen (Klasse I bis III) erforderlich, sowohl für neu entwickelte Produkte als auch für bereits auf dem Markt etablierte Bestandsprodukte (legacy devices).

Warum sind klinische Bewertungen notwendig?

Im Rahmen der Konformitätsbewertung eines jeden Medizinproduktes wird die Erfüllung der relevanten grundlegenden Sicherheits- und Leistungsanforderungen gefordert. Dies umfasst die klinische Bewertung als zentrales Element (Artikel 5(3), MDR).

Der Zweck der klinischen Bewertung besteht darin, die Erfüllung der relevanten grundlegenden Sicherheits- und Leistungsanforderungen bei bestimmungsgemäßer Verwendung auf Basis von klinischen Daten zu bestätigen. Dieser Prozess beinhaltet auch die Bewertung unerwünschter Nebenwirkungen und der Vertretbarkeit des Nutzen-Risiko-Verhältnisses (Artikel 61, MDR).

Die Quantität und Qualität der klinischen Daten müssen ausreichend und die abgeleiteten Schlussfolgerungen wissenschaftlich fundiert sein. Die inhaltlich und formell richtige Darstellung ist nicht trivial und kann mithilfe von unterschiedlichen Leitlinien erarbeitet werden. Erfahrung und Expertenwissen verkürzen die Ausarbeitungszeit und erhöhen die Chance einer erfolgreichen Konformitätsbewertung durch eine Benannten Stelle.

Was verbirgt sich hinter dem Begriff "klinische Daten"?

Klinische Daten sind Angaben zur Sicherheit oder Leistungsfähigkeit eines Produkts, die im Rahmen der Anwendung des Produkts gewonnen werden. Sie können aus verschiedenen Quellen stammen, einschließlich:

  • Klinische Prüfungen des betreffenden Produkts: Das sind systematische Untersuchungen, bei der Prüfungsteilnehmer einbezogen werden;
  • Klinische Prüfungen oder sonstige in der wissenschaftlichen Fachliteratur wiedergegebene Studien über ein Produkt, dessen Gleichartigkeit mit dem betreffenden Produkt nachgewiesen werden kann: Hierbei handelt es sich um Untersuchungen, die ein ähnliches Produkt untersuchen und Erkenntnisse liefern, die auf das betreffende Produkt übertragen werden können;
  • Berichte über sonstige klinische Erfahrungen, entweder mit dem betreffenden Produkt oder einem Produkt, dessen Gleichartigkeit mit dem betreffenden Produkt nachgewiesen werden kann, die in nach dem Peer-Review-Verfahren überprüfter wissenschaftlicher Fachliteratur veröffentlicht wurden: Diese Berichte basieren auf klinischen Erfahrungen und werden von Fachexperten begutachtet, um die Qualität und Richtigkeit der Informationen zu gewährleisten;
  • Klinisch relevante Informationen aus der Überwachung nach dem Inverkehrbringen, insbesondere aus der klinischen Nachbeobachtung nach dem Inverkehrbringen: Hierbei handelt es sich um Daten, die nach dem Markteintritt des Produkts gesammelt werden, um die Sicherheit und Leistung des Produkts weiter zu überwachen.

Diese verschiedenen Quellen liefern zusammen genommen die Daten, die zur Bewertung der Sicherheit und Wirksamkeit eines Produkts herangezogen werden können. Darüber hinaus können auch präklinische Daten herangezogen werden, die Aufschluss über Sicherheitsaspekte und mögliche Leistungsfähigkeit des Produkts liefern. Die Nutzung und Auswertung dieser Daten sind entscheidend für die CE-Kennzeichnung und Überwachung des betroffenen Medizinproduktes.

Die jeweiligen klinischen Daten für ein Medizinprodukt werden während des Verfahrens zur klinischen Bewertung gesammelt, analysiert, bewertet und im Bericht zur klinischen Bewertung dokumentiert, das als Teil der Technischen Dokumentation bei der Zertifizierung von Medizinprodukten eine wichtige Rolle spielt. Die Dokumentation unterliegt einer gründlichen Prüfung durch die Benannte Stelle, um sicherzustellen, dass die klinischen Daten die Sicherheit und Leistungsfähigkeit des betreffenden Produkts unterstützen.

Der CEP beschreibt die Methodik und den Plan zur Erhebung klinischer Daten, während der CER eine Bewertung der gesamten klinischen Evidenz darstellt. Beide Dokumente bauen aufeinander auf und tragen dazu bei, dass die Benannte Stelle eine fundierte Entscheidung über die Konformität mit der MDR treffen kann.

Welche Informationen muss ein klinischer Bewertungsplan (CEP) liefern?

Der Hersteller hat die folgenden Aufgaben im Zusammenhang mit der kontinuierlichen Durchführung und Dokumentation der klinischen Bewertung:

Der CEP ist ein strategisches Dokument, das den Rahmen für die Durchführung der klinischen Bewertung festlegt. Es definiert die Methodik, die zur Sammlung und Bewertung der klinischen Daten verwendet wird. In diesem Zusammenhang kommen dem Hersteller folgende Aufgaben zu:

  • Definition des Umfangs und des Ansatzes für die klinische Bewertung: Dies beinhaltet die Bestimmung der grundlegenden Sicherheits- und Leistungsanforderungen, die mit relevanten klinischen Daten unterstützt werden müssen;
  • Erstellung einer Produktbeschreibung mit klaren Angaben zur beabsichtigten Verwendung und den vorgesehenen Zielgruppen, einschließlich deutlicher Indikationen und Kontraindikationen;
  • Detaillierte Beschreibung des angestrebten klinischen Nutzens, einschließlich konkreter Parameter für klinische Ergebnisse (klinische Outcome-Parameter), sowohl qualitativ als auch quantitativ – wenn möglich;
  • Spezifizierung der regulatorischen Methoden zur Prüfung der klinischen Sicherheit, wobei die Bestimmung der Restrisiken und Nebenwirkungen berücksichtigt werden muss;
  • Definition von Benchmark-Parametern, die aus dem aktuellen Stand der Technik abgeleitet werden;
  • Festlegung, wie Fragen zum Nutzen-Risiko-Verhältnis beantwortet werden sollen;
  • Erstellung eines klinischen Entwicklungsplans.

Somit ist der Rahmen für die sukzessive Bewertung festgelegt, der im CER dokumentiert wird.

Welche Informationen muss ein klinischer Bewertungsbericht (CER) liefern?

Die Ergebnisse der klinischen Bewertung und der zugrunde liegende klinische Nachweis zur Sicherheit und Leistungsfähigkeit des Medizinprodukts werden in einem umfassenden Bewertungsbericht festgehalten, welcher dazu dient, die Konformität des betreffenden Medizinprodukts zu unterstützen. Hierbei dienen sowohl der klinische Nachweis als auch die nichtklinischen Daten, die durch nichtklinische Testmethoden generiert wurden, sowie andere relevante Unterlagen dazu, die Einhaltung der grundlegenden Sicherheits- und Leistungsanforderungen des Produkts aufzuzeigen.

Was sind die Konsequenzen, wenn sich bei der Erstellung des klinischen Bewertungsberichts herausstellt, dass nicht ausreichend klinische Daten vorhanden sind?

Wenn sich bei der Erstellung des CER herausstellt, dass nicht ausreichend klinische Daten vorhanden sind, kann dies verschiedene Konsequenzen haben:

  • Anpassung der Zweckbestimmung: Wenn nicht genügend klinische Daten verfügbar sind, um die bestehende Zweckbestimmung des Medizinprodukts zu unterstützen, könnte es notwendig sein, die Zweckbestimmung anzupassen. Dies könnte bedeuten, dass die beabsichtigte Verwendung eingeschränkt werden muss oder dass weitere klinische Daten gesammelt werden müssen, um die gewünschte Zweckbestimmung zu unterstützen;
  • Anpassung der Literatursuche: Wenn die vorhandene Literatur nicht ausreicht, um die klinischen Datenanforderungen zu erfüllen, müssen möglicherweise alternative Literatursuchstrategien angewendet werden. Dies könnte eine erweiterte Suche nach Fallstudien, Berichten über ähnliche Produkte oder ähnliche medizinische Indikationen erfordern;
  • Schließen der Lücken durch PMCF-Aktivitäten: PMCF (Post-Market Clinical Follow-Up) bezieht sich auf die kontinuierliche Überwachung eines Medizinprodukts nach dem Inverkehrbringen, um weitere klinische Daten zu sammeln und die Leistung und Sicherheit des Produkts zu bewerten. Wenn nicht genügend klinische Daten verfügbar sind, können PMCF-Aktivitäten geplant und durchgeführt werden, um zusätzliche Daten zu sammeln und die vorhandenen Lücken zu schließen;
  • Durchführung klinischer Prüfungen: Wenn die vorhandenen klinischen Daten nicht ausreichen, könnten weitere klinische Prüfungen erforderlich sein, um zusätzliche Daten zu generieren. Klinische Prüfungen sind kontrollierte Studien, die spezifische Fragen zur Sicherheit und Leistungsfähigkeit eines Medizinprodukts beantworten sollen. Sie erfordern eine sorgfältige Planung, Durchführung und Berichterstattung gemäß den regulatorischen Anforderungen.

Wenn sich während der klinischen Bewertung herausstellt, dass nicht genügend Daten vorhanden sind, sollten adäquate Maßnahmen ergriffen werden, um die erforderlichen Informationen zu beschaffen und die Lücken zu schließen.

TentaConsult - Ihr verlässlicher Partner für die Erstellung von klinischen Bewertungsplänen (CEPs) und klinischen Bewertungsberichten (CERs)!

Die Erstellung eines CEP und eines CER kann zweifellos eine herausfordernde Aufgabe sein. Es ist von größter Bedeutung, in einen sorgfältigen Prozess der klinischen Bewertung zu investieren, um eine effiziente Markteinführung von Medizinprodukten zu gewährleisten und die Vertriebsfähigkeit nach der Markteinführung zu erhalten.

Als Ihr kompetenter Partner und Experte stehen wir von TentaConsult Pharma & Med GmbH Ihnen zur Seite. Unser Ziel ist es, Sie bei der Erstellung des CEP und des CER zu unterstützen und Sie während des gesamten Prozesses der klinischen Bewertung zu begleiten. Unser erfahrenes Team arbeitet eng mit Ihnen zusammen, um maßgeschneiderte und präzise klinische Bewertungen zu erstellen, die den gesetzlichen und normativen Anforderungen entsprechen.

Kontaktieren Sie uns gerne für weitere Informationen und Unterstützung! Unser engagiertes Team freut sich darauf, Ihnen bei der Erstellung Ihres CEP und CER zu helfen und Sie bei allen Schritten der klinischen Bewertung zu begleiten.

Dr. Esra Gün

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